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שלום

Geschätzte Besucherinnen und Besucher,

Jüdische Identitäten in Europa waren nach 1945 stark geprägt von den verbrecherischen Ereignissen der Jahre des Nationalsozialismus. Die damals mangelnde Bereitschaft Österreichs zur Aufarbeitung der eigenen Vergangenheit, das fehlende Bekenntnis zu den Realitäten der NS-Zeit und den begangenen Verbrechen, schaffte in letzter Konsequenz eine Art Täter-Opfer-Umkehr, die den Überlebenden, den psychischen Opfern und ihren Familien, Schweigen und eine Art Hinnehmen des Geschehenen abverlangte; in der die Gesichter der Opfer zu Spiegeln mutierten, denen man nicht ins Gesicht blicken wollte.

Die „Aufarbeitung“ der Shoah lag damals im Wesentlichen bei deren Opfern und ihren Familien selbst. Sie gipfelte in ihren Auswüchsen in Konformität mit der Mehrheitsgesellschaft, Assimilation und mündete – pointiert ausgedrückt – in einem „Wohlverhalten“, von dem man wider besseren Wissen vermeinte, dass es Antisemiten doch noch zu Philosemiten machen könnte. Ein „Nur nicht zu viel Auffallen“ endete in einer Art von Selbstaufgabe, in der die eigene Identität als Jude oder Jüdin, von einer negativen Wahrnehmung der nichtjüdischen Umwelt bestimmt und als Stigma empfunden wurde. Die Konsequenzen darauf waren mannigfaltig und reichten oft bis hin zur Selbstverleugnung.

Bei all dem machte es über Jahrzehnte hindurch auch den Anschein, als ob man es in den jüdischen Gemeinden vor lauter Auseinandersetzung mit den furchtbaren Ereignissen der Zeit des Nationalsozialismus, ja dem eigenen Schicksal, der eigenen Geschichte, verabsäumt hatte, auch einem bejahten Leben, einer Gegenwart Platz einzuräumen.

Sein persönliches Judentum, seine eigene Identität als etwas Positives zu empfinden vermochten manche für sich noch zu bewerkstelligen. Judentum in einer nichtjüdischen Umwelt aber losgelöst von der Shoah als etwas Lebendiges, Buntes und Facettenreiches zu vermitteln, konnte oder wollte sich im Schatten der Vergangenheit niemand zutrauen. Wie auch? Wie sollte man Außenstehenden etwas positiv vermitteln können, dass man im historischen Kontext selbst nicht nachhaltig positiv zu erleben und empfinden vermochte?

In Österreich vermeinte man unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg keine Zukunft für jüdische Gemeinden mehr erblicken zu können. Jüdische Kindergärten, Schulen, Kultur-, Bildungseinrichtungen oder Forschungseinrichtungen entstanden im Wesentlichen erst in den 1980-er Jahren. Davor erblickte niemand einen Sinn, in etwas zu investieren, von dem man meinte, dass es ohnehin keine Zukunft habe.

Jüdische Gemeinden beschränkten daher ihren Fokus auf die Alten, die Kranken und ihr „jüdisches Erbe“; auf das Gewesene und nicht auf das Gegenwärtige oder gar die Zukunft. Das galt verstärkt für nur fünf wieder entstandene jüdische Gemeinden außerhalb von Wien, die mangels ausreichender Rückkehrer oder Immigration stets von einer geringen Mitgliederanzahl geprägt waren. Diese Gemeinden existierten in nahezu devoter Angepasstheit an eine nichtjüdische Umwelt. Assimiliert, sowie man es von ihnen erwartete; am Rande der Gesellschaft. Und dies sollte so bleiben, bis im Gefolge der Waldheimaffäre und des Bedenkjahres 1988 in kleinen Schritten ein Paradigmenwechsel einsetzen sollte.

Erst über Jahre hindurch vermochten wir Juden also selbst die Shoah zwar als einen wichtigen Teil europäisch-jüdischer Identität und Geschichte zu akzeptieren, ohne aber unser Erbe allein auf die Shoah reduziert wissen zu wollen oder dieses allein auf diese basierend zu begreifen. Denn Judentum, wie wir es heute wieder verstehen, blickt auf eine Jahrtausende alte Geschichte zurück. Es ist lebendig, vielfältig und gegenwärtig. Und als solches müssen wir es als jüdische Gemeinden auch vermitteln. Das ist für uns in realen Begegnungen gar nicht so leicht, weil jetzt, wo eine Aufarbeitung der Geschichte und damit auch Erinnerungskultur Platz einzunehmen vermochte, wir uns gefühlter maßen oftmals mehr als Repräsentanten einer „untergegangenen“ denn einer „lebendigen“ Welt wahrgenommen wissen.

Ich selbst erachte es als unsere wesentlichste Aufgabe, das jüdische Leben nach innen zu stärken und die Gemeinde als selbstbewusste traditionelle Religionsgemeinschaft zu führen – als profilierte Gemeinde mit klaren Ansichten.  Als Gemeinde, die sich mit virulenten Themen auch aus innerjüdischer Perspektive auseinandersetzt und Botschafter für ihre Anliegen einer nachhaltigen Entwicklung sein kann.

Die Israelitische Kultusgemeinde Salzburg versteht sich nicht nur als zentrale Anlaufstelle und Vertretung aller Juden im Bundesland, sondern auch für diejenigen, die sich erstmals oder mehrfach für jüdische Kultur oder Religion interessieren. Damit wollen wir dauerhaft zum Verständnis und respektvollen Miteinander unterschiedlicher Religionsgemeinschaften und Kulturen im Land beitragen.

Als Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Salzburg begrüße ich Sie auf unserer Website und danke Ihnen herzlich für Ihr Interesse: Ich freue mich darauf, Sie bei einer unserer Synagogenführungen oder bei einer der kommenden Veranstaltungen willkommen heißen zu dürfen.

Herzlichst Ihr

Elie Rosen

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Synagoge

Die Errichtung des ursprünglichen Bauwerkes geht auf eine Initiative des böhmischen Fabrikanten Ignaz Glaser zurück, der hierfür bereits 1891 erhebliche finanzielle Mittel zur Verfügung stellte.

SYNAGOGE
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Friedhof

Die Anlage des Friedhofes erfolgte im Jahre 1893

FRIEDHOF